Jungfrauenweihe in Solothurn

Die Virgines des Bistums Basel durften am 28. November 2021 in der Klosterkirche Visitation in Solothurn die Jungfrauenweihe von Andrea Wolf feiern. Momentan gibt es im Bistum Basel eine Gruppe von 15 gott-geweihten Jungfrauen und eine Kandidatin.
Interessant ist der Lebenslauf der neu geweihten Virgo Andrea Wolf. Sie wurde 1974 in Deutschland geboren und in der katholischen Kirche getauft. Dort feierte sie auch die Erstkommunion, jedoch nicht die Firmung. Vielmehr trat sie aus der katholischen Kirche aus, weil sie in evangelischen Freikirchen einen lebendigen Glauben an Christus finden konnte.
Andrea Wolf wurde Krankenschwester. Im Jahre 2009 übersiedelte sie in die Schweiz, wo sie in verschiedenen Krankenhäusern arbeitete. Mit ihrem neu erweckten Glauben an Jesus Christus kehrte sie im Jahr 2014 in die katholische Kirche zurück und empfing die hl. Firmung. Sie besuchte einen katholischen Glaubenskurs und lernte verschiedene Klöster und christliche Gemeinschaften kennen. Sie liest gerne theologische und spirituelle Bücher. Sie fühlt sich zum Stand der gott-geweihten Jungfrauen berufen, die mitten in der Welt, ohne besondere Kleidung und wenig beachtet, ein christliches Leben führen.
Bei ihrer Jungfrauenweihe am 28. November 2021 erinnerte Weihbischof Martin Gächter daran, dass es den Stand der gott-geweihten Jungfrauen in der katholischen Kirche seit Anfang gab. Schon zur Zeit der alten Römer verzichteten christliche Frauen auf die Ehe , um sich bewusst Gott zu weihen. Bei den Römern verlor nämlich die Frau durch die Heirat ihre Selbständigkeit und musste sich in allem ihrem Mann unterordnen. Das ermunterte junge Christinnen, auf eine Ehe zu verzichten, um mit mehr Freiheit ihre Gaben und Talente dort einzusetzen, wozu sie sich berufen fühlten. Sie setzten sich gerne für bedürftige Mitmenschen und die junge Kirche ein. Vergessen wir nicht, dass im römischen Kaiserreich bis ins Jahr 313 die Christen verboten waren und keine Kirchen bauen durften. Für ihre Gottesdienste mussten sie sich in christlichen Hausgemeinden treffen. Da haben die Jungfrauen in der Kirche wichtige Dienste geleistet. Mit ihrer Selbständigkeit und Selbstlosigkeit erwarben sie in der jungen Kirche grosse Verdienste. Heute werden bei uns die gott-geweihten Jungfrauen weniger beachtet und geschätzt. Darum brauchen sie auch heute gerne das lateinische Wort „Virgo“ (=Jungfrau), um ihren Lebensstand zu bezeichnen. Unsere Jungfrauen sollten daher nicht als „unerfahrene“ oder gar „sitzengebliebene“ Frauen gesehen werden, sondern als selbstbewusste Frauen, die wie die Jungfrau Maria sich in Bescheidenheit für Christus, für seine Kirche und die Mitmenschen einsetzen. Unsere Jungfrauen schätzen und bejahen alle anderen Lebensstände, besonders auch die Verheirateten. Sie wollen als Unverheiratete ihre Freiheit vielfältig für die Kirche und die Mitmenschen einsetzen. Sie weihen ihr Leben Christus, der sie dazu berufen hat. Und Christus weiht und segnet ihre besondere Lebensweise. Als Zeichen für ihre Jungfrauenweihe erhielt Andrea einen Ring, der ihre besondere Verbundenheit mit Jesus Christus ausdrückt. Sie erhielt auch das kirchliche Stundengebet (das Brevier), mit dem sie sich jeden Tag mit vielen anderen Christen im Gebet verbinden kann.
Die wegen den Corona-Einschränkungen kleine Gottesdienstgemeinde in der Klosterkirche Visitation freute sich darüber, dass Gott auch heute junge Frauen zum wenig bekannten Lebensstand der gott-geweihten Jungfrauen beruft, in dem sie sich voll entfalten und viele Mitmenschen glücklich machen können.

+ M.G.

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